Grüner Grosser Rat Basel
© Foto­col­la­ge und Design: Gas­san Grad­wohl · Ori­gi­nal­fo­to Rat­haus: panoramastreetline.de (Jörg Diet­rich)
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Der Gros­se Rat darf grü­ner wer­den

 

Des­halb habe ich bei den Gross­rats­wah­len vom 20. Okto­ber 2024 für die GRÜNEN kan­di­diert. Und habe mich sehr gefreut, 1’848 Stim­men erhal­ten zu haben. Herz­li­chen Dank an alle, die mich gewählt haben!

 

Und für was ste­he ich? Mir lie­gen ins­be­son­de­re die The­men Umwelt- und Kli­ma­schutz, sozia­le Gerech­tig­keit, psy­chi­sche Gesund­heit, Chan­cen­gleich­heit sowie eine wis­sen­schaft­li­che und huma­nis­ti­sche Hal­tung am Her­zen.

 

 

Grün, grün, grün

Wenn wir die Natur plün­dern und zer­stö­ren, zer­stö­ren wir uns sel­ber. Eigent­lich nicht schwer nach­voll­zieh­bar. Und den­noch blen­den wir das all­zu oft aus. Als Psy­cho­lo­ge ver­ste­he ich, dass unse­re Bedürf­nis­se sehr kurz­fris­tig befrie­digt wer­den wol­len – gros­se Zusam­men­hän­ge, fer­ne Orte und wei­te Zeit­ho­ri­zon­te sind wenig hand­lungs­lei­tend: Vor nega­ti­ven oder gar zer­stö­re­ri­schen Fol­gen, die nicht hier und heu­te ein­tref­fen, ver­schlies­sen wir oft ein­fach die Augen. Des­halb müs­sen wir uns sel­ber – demo­kra­tisch und vor­aus­bli­ckend – poli­tisch Struk­tu­ren vor­ge­ben, die uns vor uns selbst schüt­zen. Den Kopf in den Sand zu ste­cken ist kei­ne gute Alter­na­ti­ve. Lie­ber Din­ge lust­voll neu den­ken – wie dies zum Bei­spiel bei der Crad­le-to-crad­le-Wirt­schaft der Fall ist, bei wel­cher Pro­duk­te der­art cle­ver designt wer­den, dass sie wert­voll sind und wert­voll blei­ben, selbst am Ende ihrer Lebens­zeit. Fer­tig mit Ramsch, den wir schluss­end­lich ver­bren­nen oder sogar als Son­der­müll ent­sor­gen müs­sen. Auch die Per­ma­kul­tur ist ein schö­nes Bei­spiel dafür, was mit Köpf­chen mög­lich ist. Wirt­schaft muss intel­li­gent sein, nicht plump und bor­niert. Wir sind auf weit­sich­ti­ge und nach­hal­ti­ge Inno­va­tio­nen ange­wie­sen, wenn wir die klei­ne Lebens­raum­ni­sche der Men­schen erhal­ten wol­len.

 

 

Sozia­le Gerech­tig­keit

Für ein gutes Leben brau­chen wir sozia­le Gerech­tig­keit – kan­to­nal, natio­nal, glo­bal. Dabei ori­en­tiert sich mein Ver­ständ­nis von einem sozia­len Mit­ein­an­der stark an der All­ge­mei­nen Erklä­rung der Men­schen­rech­te. Men­schen – egal wel­cher Her­kunft, Eth­nie, Reli­gi­on, geschlecht­li­chen Iden­ti­tät oder sexu­el­len Ori­en­tie­rung – sind alle «frei und an Wür­de und Rech­ten gleich gebo­ren» (Art. 1). Dis­kri­mi­nie­rung von Frau­en, quee­ren Men­schen, alten Men­schen oder Men­schen mit einer Behin­de­rung, Dis­kri­mi­nie­rung auf­grund der Haut­far­be, des Glau­bens, des sozia­len Sta­tus… all das hat kei­nen Platz in einer gerech­ten und offe­nen Gesell­schaft.

Und ja: Leis­tung darf sich loh­nen! Aber dafür müs­sen die Kar­ten fair ver­teilt wer­den. Neo-feu­da­le Struk­tu­ren, bei wel­chen die Rei­chen nichts mehr leis­ten müs­sen, um ihren Sta­tus zu hal­ten, und die Unter­pri­vi­le­gier­ten kaum etwas tun kön­nen, um ihren Sta­tus zu ver­bes­sern, sind nicht gerecht. Wir brau­chen neue Regeln für die Ver­tei­lung von Ver­mö­gen: Sehr hohe Ver­mö­gen müs­sen mit einer ent­spre­chen­den Erb­schafts­steu­er belegt wer­den. Etwa die Hälf­te des glo­ba­len Ver­mö­gens kon­zen­triert sich der­zeit auf ein Pro­zent der Men­schen. Das kann nie­mand gut fin­den. Aus­ser viel­leicht das eine Pro­zent.

  

Psy­chi­sche Gesund­heit

Als Psy­cho­the­ra­peut und Prä­si­dent des Ver­ban­des der Psy­cho­the­ra­peu­tin­nen und Psy­cho­the­ra­peu­ten bei­der Basel ist mir die psy­chi­sche Gesund­heit und die psy­cho­the­ra­peu­ti­sche Gesund­heits­ver­sor­gung ein ganz beson­de­res Anlie­gen. Auch wenn – zum Glück! – in der Schweiz die Ent­stig­ma­ti­sie­rung von psy­chi­schen Erkran­kun­gen Fort­schrit­te macht, wer­den soma­ti­sche Lei­den nach wie vor erns­ter genom­men als psy­chi­sche: Ein gebro­che­nes Bein wird gese­hen, eine Depres­si­on viel weni­ger. Und das ist nicht bloss ein zwi­schen­mensch­li­ches Phä­no­men, son­dern im Spe­zi­el­len ein gesell­schaft­li­ches: Die Wich­tig­keit der psy­cho­the­ra­peu­tisch-psych­ia­tri­schen Ver­sor­gung wird zu oft über­se­hen. So ist es bezeich­nend, dass auf dem ärzt­li­chen Lohn­ran­king die Psychiater:innen auf dem zweit­letz­ten, die Kin­der- und Jugend-Psychiater:innen auf dem letz­ten Platz ran­gie­ren (und die psy­cho­lo­gi­schen Psychotherapeut:innen noch zwan­zig Pro­zent dar­un­ter). Und: Nur gera­de etwa ein Zehn­tel der Gesund­heits­kos­ten ent­fal­len auf die Behand­lung der Psy­che, neun Zehn­tel auf die Behand­lung von kör­per­li­chen Beschwer­den.

Auch sind wir gut auf­ge­klärt über eine gesun­de Ernäh­rung. Aber was ist mit unse­rer geis­ti­gen Nah­rung? Mit der tag­täg­li­chen Nah­rung für unse­re Psy­che? Wir wer­den mit viel zu vie­len Infor­ma­tio­nen über­flu­tet, ein Gross­teil davon unge­sund und schlecht ver­dau­lich. Kein Wun­der, ist die Bevöl­ke­rung zuneh­mend psy­chisch belas­tet. Unse­re psy­chi­sche Gesund­heit hängt in höchs­tem Mas­se damit zusam­men, wie wir in einer Gesell­schaft mit­ein­an­der umge­hen. Sie hängt ab von sozia­len Struk­tu­ren, Nor­men und Wer­ten.

 

 

Chan­cen­gleich­heit

Wenn wir einen Wan­del hin zu einer gerech­te­ren, nach­hal­ti­ge­ren und gesün­de­ren Gesell­schaft wün­schen, müs­sen wir unse­ren Kin­dern ganz beson­de­re Sor­ge tra­gen: Sie sind die Zukunft unse­rer Gesell­schaft. Schu­le und Eltern­haus ver­die­nen als prä­gen­des Umfeld unse­rer Kin­der vol­le Unter­stüt­zung. So bin ich über­zeugt, dass der Beruf der Lehrer:innen deut­lich attrak­ti­ver gestal­tet wer­den muss – den enga­gier­ten Lehr­per­so­nen gebührt unse­re gröss­te Wert­schät­zung. Die Schu­len benö­ti­gen wesent­lich mehr Res­sour­cen. Nur so kön­nen sie auch Kin­der aus bil­dungs­fer­ne­ren Schich­ten oder mit beson­de­ren Lern­an­for­de­run­gen sinn­voll mit­neh­men. Die­se Chan­cen­gleich­heit muss an den Schu­len gewähr­leis­tet sein. Und wenn wir’s mit der Chan­cen­gleich­heit ernst mei­nen, müs­sen wir nicht nur die Kin­der, son­dern deren gan­ze Fami­li­en unter­stüt­zen. Denn nach wie vor ist es so, dass Bil­dung zu einem gros­sen Teil schlicht ver­erbt wird: Wer aus einer gebil­de­ten Fami­lie kommt, hat wesent­lich grös­se­re Chan­cen auf einen ent­spre­chen­den Bil­dungs­weg. Auch hier müs­sen wir Wege fin­den, die Kar­ten fair zu ver­tei­len.

 

 

Ratio­na­les, kri­ti­sches Den­ken

Um uns als Gesell­schaft wei­ter­zu­ent­wi­ckeln, müs­sen wir eine ratio­na­le, kri­ti­sche Welt­sicht stär­ken, die sich an wis­sen­schaft­li­chen und huma­nis­ti­schen Wer­ten ori­en­tiert. Wir brau­chen Wis­sen­schaft, um wei­te­re Erkennt­nis­se über unse­re Welt zu erlan­gen, denn die­se sind – gera­de auch jetzt in der men­schen­ge­mach­ten Kli­ma­kri­se – abso­lut not­wen­dig. For­schung und Wis­sen­schaft müs­sen geför­dert wer­den. Sie sind eine wich­ti­ge Res­sour­ce der Schweiz.

Zudem bin ich als über­zeug­ter Agnos­ti­ker ent­schie­den gegen jeg­li­che Art von Ver­mäh­lung von Thron und Altar. Dabei ist mir die Glau­bens­frei­heit wich­tig, zumal welt­of­fe­ne und libe­ra­le Gläu­bi­ge ihren Glau­ben nie­man­dem auf­zwin­gen. Dogmatiker:innen und Fundamentalist:innen – egal wel­cher Cou­leur und Pro­ve­ni­enz – sind hin­ge­gen eine Bedro­hung für eine offe­ne, plu­ra­lis­ti­sche Gesell­schaft. Des­we­gen gibt es Gren­zen der Tole­ranz: Die Into­le­ran­ten möch­te ich nicht gewäh­ren las­sen.

 

 

Gassan Gradwohl

Über mich – ganz kurz. Ich bin in Basel gebo­ren und in der Regi­on auf­ge­wach­sen. Nach mei­ner mathe­ma­tisch-natur­wis­sen­schaft­li­chen Matu­ra arbei­te­te ich mehr als zehn Jah­re in der Pfle­ge und Betreu­ung von erwach­se­nen Men­schen mit einer geis­ti­gen oder mehr­fa­chen Behin­de­rung. Dane­ben stu­dier­te ich drei Jah­re an der Musik­hoch­schu­le Basel, Abtei­lung Jazz. Spä­ter stu­dier­te ich Psy­cho­lo­gie an der Uni­ver­si­tät Basel (MSc) und anschlies­send berufs­be­glei­tend vier Jah­re Psy­cho­the­ra­pie (MAS an der Uni­ver­si­tät Basel). Seit­her arbei­te ich als Psy­cho­the­ra­peut in eige­ner Pra­xis. Über meh­re­re Jah­re war ich als Dozent an der Uni­ver­si­tät Basel tätig (Pra­xis­se­mi­nar für Mas­ter­stu­die­ren­de der Kli­ni­schen Psy­cho­lo­gie). Seit eini­gen Jah­ren arbei­te ich zudem beim Ver­band der Psychotherapeut:innen bei­der Basel (VPB) mit. Um mich pari­tä­tisch als Fami­li­en­va­ter drei­er Kin­der enga­gie­ren zu kön­nen, arbei­te ich seit jeher Teil­zeit (meist 50%). Und wenn’s in die Feri­en geht, bin ich fast immer in den wun­der­vol­len Bünd­ner Ber­gen anzu­tref­fen. Seit Janu­ar 2024 bin ich zudem Mit­glied bei den GRÜNEN Basel-Stadt.

Gas­san Grad­wohl · Hut­gas­se 2 · 4001 Basel · kontakt@gassangradwohl.ch