Der Grosse Rat darf grüner werden
Deshalb habe ich bei den Grossratswahlen vom 20. Oktober 2024 für die GRÜNEN kandidiert. Und habe mich sehr gefreut, 1’848 Stimmen erhalten zu haben. Herzlichen Dank an alle, die mich gewählt haben!
Und für was stehe ich? Mir liegen insbesondere die Themen Umwelt- und Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit, psychische Gesundheit, Chancengleichheit sowie eine wissenschaftliche und humanistische Haltung am Herzen.
Grün, grün, grün
Wenn wir die Natur plündern und zerstören, zerstören wir uns selber. Eigentlich nicht schwer nachvollziehbar. Und dennoch blenden wir das allzu oft aus. Als Psychologe verstehe ich, dass unsere Bedürfnisse sehr kurzfristig befriedigt werden wollen – grosse Zusammenhänge, ferne Orte und weite Zeithorizonte sind wenig handlungsleitend: Vor negativen oder gar zerstörerischen Folgen, die nicht hier und heute eintreffen, verschliessen wir oft einfach die Augen. Deshalb müssen wir uns selber – demokratisch und vorausblickend – politisch Strukturen vorgeben, die uns vor uns selbst schützen. Den Kopf in den Sand zu stecken ist keine gute Alternative. Lieber Dinge lustvoll neu denken – wie dies zum Beispiel bei der Cradle-to-cradle-Wirtschaft der Fall ist, bei welcher Produkte derart clever designt werden, dass sie wertvoll sind und wertvoll bleiben, selbst am Ende ihrer Lebenszeit. Fertig mit Ramsch, den wir schlussendlich verbrennen oder sogar als Sondermüll entsorgen müssen. Auch die Permakultur ist ein schönes Beispiel dafür, was mit Köpfchen möglich ist. Wirtschaft muss intelligent sein, nicht plump und borniert. Wir sind auf weitsichtige und nachhaltige Innovationen angewiesen, wenn wir die kleine Lebensraumnische der Menschen erhalten wollen.
Soziale Gerechtigkeit
Für ein gutes Leben brauchen wir soziale Gerechtigkeit – kantonal, national, global. Dabei orientiert sich mein Verständnis von einem sozialen Miteinander stark an der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Menschen – egal welcher Herkunft, Ethnie, Religion, geschlechtlichen Identität oder sexuellen Orientierung – sind alle «frei und an Würde und Rechten gleich geboren» (Art. 1). Diskriminierung von Frauen, queeren Menschen, alten Menschen oder Menschen mit einer Behinderung, Diskriminierung aufgrund der Hautfarbe, des Glaubens, des sozialen Status… all das hat keinen Platz in einer gerechten und offenen Gesellschaft.
Und ja: Leistung darf sich lohnen! Aber dafür müssen die Karten fair verteilt werden. Neo-feudale Strukturen, bei welchen die Reichen nichts mehr leisten müssen, um ihren Status zu halten, und die Unterprivilegierten kaum etwas tun können, um ihren Status zu verbessern, sind nicht gerecht. Wir brauchen neue Regeln für die Verteilung von Vermögen: Sehr hohe Vermögen müssen mit einer entsprechenden Erbschaftssteuer belegt werden. Etwa die Hälfte des globalen Vermögens konzentriert sich derzeit auf ein Prozent der Menschen. Das kann niemand gut finden. Ausser vielleicht das eine Prozent.
Psychische Gesundheit
Als Psychotherapeut und Präsident des Verbandes der Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten beider Basel ist mir die psychische Gesundheit und die psychotherapeutische Gesundheitsversorgung ein ganz besonderes Anliegen. Auch wenn – zum Glück! – in der Schweiz die Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen Fortschritte macht, werden somatische Leiden nach wie vor ernster genommen als psychische: Ein gebrochenes Bein wird gesehen, eine Depression viel weniger. Und das ist nicht bloss ein zwischenmenschliches Phänomen, sondern im Speziellen ein gesellschaftliches: Die Wichtigkeit der psychotherapeutisch-psychiatrischen Versorgung wird zu oft übersehen. So ist es bezeichnend, dass auf dem ärztlichen Lohnranking die Psychiater:innen auf dem zweitletzten, die Kinder- und Jugend-Psychiater:innen auf dem letzten Platz rangieren (und die psychologischen Psychotherapeut:innen noch zwanzig Prozent darunter). Und: Nur gerade etwa ein Zehntel der Gesundheitskosten entfallen auf die Behandlung der Psyche, neun Zehntel auf die Behandlung von körperlichen Beschwerden.
Auch sind wir gut aufgeklärt über eine gesunde Ernährung. Aber was ist mit unserer geistigen Nahrung? Mit der tagtäglichen Nahrung für unsere Psyche? Wir werden mit viel zu vielen Informationen überflutet, ein Grossteil davon ungesund und schlecht verdaulich. Kein Wunder, ist die Bevölkerung zunehmend psychisch belastet. Unsere psychische Gesundheit hängt in höchstem Masse damit zusammen, wie wir in einer Gesellschaft miteinander umgehen. Sie hängt ab von sozialen Strukturen, Normen und Werten.
Chancengleichheit
Wenn wir einen Wandel hin zu einer gerechteren, nachhaltigeren und gesünderen Gesellschaft wünschen, müssen wir unseren Kindern ganz besondere Sorge tragen: Sie sind die Zukunft unserer Gesellschaft. Schule und Elternhaus verdienen als prägendes Umfeld unserer Kinder volle Unterstützung. So bin ich überzeugt, dass der Beruf der Lehrer:innen deutlich attraktiver gestaltet werden muss – den engagierten Lehrpersonen gebührt unsere grösste Wertschätzung. Die Schulen benötigen wesentlich mehr Ressourcen. Nur so können sie auch Kinder aus bildungsferneren Schichten oder mit besonderen Lernanforderungen sinnvoll mitnehmen. Diese Chancengleichheit muss an den Schulen gewährleistet sein. Und wenn wir’s mit der Chancengleichheit ernst meinen, müssen wir nicht nur die Kinder, sondern deren ganze Familien unterstützen. Denn nach wie vor ist es so, dass Bildung zu einem grossen Teil schlicht vererbt wird: Wer aus einer gebildeten Familie kommt, hat wesentlich grössere Chancen auf einen entsprechenden Bildungsweg. Auch hier müssen wir Wege finden, die Karten fair zu verteilen.
Rationales, kritisches Denken
Um uns als Gesellschaft weiterzuentwickeln, müssen wir eine rationale, kritische Weltsicht stärken, die sich an wissenschaftlichen und humanistischen Werten orientiert. Wir brauchen Wissenschaft, um weitere Erkenntnisse über unsere Welt zu erlangen, denn diese sind – gerade auch jetzt in der menschengemachten Klimakrise – absolut notwendig. Forschung und Wissenschaft müssen gefördert werden. Sie sind eine wichtige Ressource der Schweiz.
Zudem bin ich als überzeugter Agnostiker entschieden gegen jegliche Art von Vermählung von Thron und Altar. Dabei ist mir die Glaubensfreiheit wichtig, zumal weltoffene und liberale Gläubige ihren Glauben niemandem aufzwingen. Dogmatiker:innen und Fundamentalist:innen – egal welcher Couleur und Provenienz – sind hingegen eine Bedrohung für eine offene, pluralistische Gesellschaft. Deswegen gibt es Grenzen der Toleranz: Die Intoleranten möchte ich nicht gewähren lassen.